Wie jemand in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Man könnte diese Redewendung als „nicht schlecht“ bezeichnen. Besser wäre es aber Sie als „wertvoll oder treffend“ zu bezeichnen. Merken Sie den Unterschied?
Unsere Worte wie die Negation „nicht schlecht“ und der Ton, der sie begleitet, und auch unsere Körpersignale bringen in unserem Gegenüber unterschiedliche Saiten zum Klingen. Sie wirken wie ein Echo, und rufen positive oder negative Gefühle hervor. Sie können unser Gegenüber stärken oder schwächen, sie können uns glücklich machen oder Widerstände produzieren, uns trennen oder verbinden. Oftmals ist uns jedoch gar nicht bewusst, wie wir sprechen, welche Worte wir sagen und ob unsere Stimme eine wohlklingende einladende oder eine eher distanzierende unangenehme Wirkung hat. Ob wir also lebhaft, klangvoll, rau, abwechslungsreich, gleichgültig, bedrohlich oder unsicher wirken.
Kennen Sie die Wirkung ihrer Stimme? Ist Ihnen bewusst, welche Worte sie oft verwenden und welche Wirkung diese auf sie selbst und andere haben?
Gerade in Zeiten von Homeoffice und virtuellen oder telefonischen Konferenzen ist die Arbeit an der eigenen Sprechstimme besonders wichtig. Die Stimme gewinnt in der digitalen Kommunikation an Bedeutung.
An der eigenen Stimme und Sprache zu arbeiten, ist mehr als Stimmtraining. Es ist Persönlichkeitsentwicklung, die uns hilft und mit anderen leichter in Beziehung bringt, um das Gegenüber für uns und unser Anliegen zu begeistern.
Doch oft konzentrieren wir uns zu sehr auf den Inhalt und vernachlässigen den Ton, also das Wie wir etwas sagen, die Beziehungsebene in der täglichen Kommunikation. Es ist also nicht nur wichtig, was Sie sagen, sondern wie Sie es sagen!
Der gute Ton hat Vorteile: In der täglichen Kommunikation mit Kollegen, Freunden, Vorgesetzen oder Kunden gelingt dadurch vieles leichter, wenn wir als Kommunikationsziel auch die Beziehungsebene pflegen.
Stimme und Wortwahl wirken auf unser Gehirn und damit auch auf unseren Körper. Fühle ich mich bei meinem Kommunikationspartner wohl, so kann auch der Inhalt durchdringen. Mein Reptilienhirn, der älteste Teil meines Gehirns signalisiert mir dann „Hier lauert keine Gefahr“ und mein limbisches System versorgt mich mit positiven Gefühlen. Ich fühle mich körperlich entspannt und bin aufnahmebereit. Mein Großhirn erfasst und bewertet nun den Inhalt.
Bevor unsere Worte somit beim Kommunikationspartner landen, werden diese Wahrnehmungen in deren Gehirnregionen bearbeitet und auch verändert. Wie wir etwas sagen, unser Ton, unsere Körpersprache und auch unsere Wortwahl sind dabei Interpretationsquellen für das Gehirn unseres Gegenübers. Es färbt sie emotional ein, bewertet sie als gut oder schlecht, bedrohlich, neutral oder wohlwollend. Ganz subjektiv nach den jeweiligen Erfahrungen und der Lebensgeschichte eines Menschen. In der Folge entstehen gute oder unangenehme Empfindungen und körperliche Reaktionen, wie zum Beispiel eine erhöhte Muskelanspannung, die durch Hormone ausgelöst wird.
Wir stärken oder schwächen andere unmittelbar mit unserer Stimme, unseren Körpersignalen und unserer Sprache. Wir sorgen für Wohlbefinden oder eben nicht. Wir setzen Ressourcen frei oder blockieren sie. Ganz nebenbei wandert dabei die Information von A nach B.
Kommunikation ist immer ein System zwischen zweien oder mehreren Menschen. Hier bilden sich die Muster von ganz alleine. Wenn ein Kommunikationspartner eine bestimmte Verhaltensweise bei seinem Gegenüber erlebt, steigt automatisch die Wahrscheinlichkeit eines entsprechenden Verhaltens bei ihm selbst. Kommunikation bezieht dabei den ganzen Körper mit ein und verfolgt dabei auch immer eine Absicht. Es gibt nicht richtig oder falsch, nur zwei Wirklichkeiten. Wir sind mitverantwortlich für eine gelingende und konstruktive Kommunikation mit unserem Kommunikationspartner.
Und doch entdecken die wenigstens ihre Stimme und ihre Sprache als Beziehungsträger im Studien-, Business-, Vertriebs- oder Führungsalltag. Ob wir in Gesprächen, beim Präsentieren, Diskutieren oder im Meeting unsere Ziele erreichen, hängt wesentlich auch von unserer Stimme ab. Die Stimme entscheidet in der Kommunikation innerhalb von Sekunden darüber, ob und wie wir bei anderen ankommen. Lange bevor sich unser Zuhörer mit dem Inhalt unserer Botschaft befasst, haben wir ihn allein durch das Wie unseres Sprechens beeinflusst. Über die Stimme begegnen wir uns. Nicht nur was wir sagen, sondern wie wir es sagen, ist für die zwischenmenschliche Beziehung von Bedeutung.
Es ist der Klang der Stimme, der den Inhalt der Worte zu Ihrem Kommunikationspartner trägt. Ihr Gegenüber schließt aus dem Klang ihrer Stimme auf ihren Charakter. Die Sensibilisierung und Wahrnehmung der eigenen Stimme, das Ohr für die eigene Stimme ist der erste Schritt in ein bewussteres Sprechen.
Aber nicht nur der Klang, auch unsere Sprechgeschwindigkeit, unser Sprechrhythmus, unsere Sprechmelodie wirken auf uns und unser Gegenüber. Machen wir Sprechpausen oder reden wir ohne Punkt und Komma durch? Sprechen wir in sinnzusammenhängenden Einheiten oder nicht? Haben wir eine melodische Stimme oder wirken wir monoton. Halten wir beim Reden den Zuhörerkontakt oder sind wir mit uns selbst beschäftigt? Sprechen wir deutlich oder undeutlich. Von Intonation, Betonung und Sprechmelodie hängt es ab, wie ein Inhalt beim Gegenüber nachhallt. Ob eine Rede z.B. eher sachlich, überzeugend, langweilig, lebendig oder mitreißend klingt.
Je nach Sprechsituation erreichen wir mit dynamischen Akzenten ganz unterschiedliche Wirkungen. Die Frage ist also, was ich in meiner Sprechsituation erreichen will und welche Stimmregler mir bei meinem Vorhaben helfen. Wenn ich beispielsweise meine Zuhörer begeistern oder emotional packen will, sollte ich vielseitige Betonungen wählen, die dem Zuhörer eine bildhafte Vorstellung erleichtert. Viele Betonungen in die Höhe führen zu einer emotionalen, lebendigen Sprechweise. Will ich jedoch Kompetenz und Souveränität ausdrücken, sollte ich eine sachliche Betonung wählen und am Ende meiner Aussage meine Stimme senken.
Mit kleinen wirksamen Übungen zu unseren persönlichen Stimmentwicklungszielen erreichen wir mehr stimmliche Souveränität, Präsenz und Klarheit.
Dasselbe gilt für unsere Sprache. Unsere Sprache verrät uns. Sind wir eher verbindend oder distanzierend, nutzen wir diplomatische, einladende oder eher trennende, scharfe Worte? Zeigen wir Ich-Präsenz in unseren Sätzen oder verstecken wir uns gerne hinter einem Wir oder Man. Nutzen wir aktive, positive Formulierungen oder Konjunktive und Weichmacher? Haben wir eine gehetzte Sprache oder nehmen wir uns auch in der Wortwahl Zeit für unsere Mitmenschen und für uns selbst?
Durch eine gezielte Änderung der Wortwahl erzielen wir auch hier eine nachhaltige Wirkung auf uns selbst und andere. Die Worte die wir oft gebrauchen, gehören zu unserem Wortrepertoire. Sie stärken oder schwächen, lösen Stress, Widerstand, Motivation oder Wohlgefühle aus. Wir haben sie von anderen im Laufe unseres Lebens übernommen. Sie sind ansteckend im positiven wie negativen.
Ein ehrlich gemeintes Kompliment wie „Frau Müller, Ihre Präsentation hat unsere Kunden inspiriert und neugierig gemacht. Ich bin total begeistert, vielen herzlichen Dank für ihr Engagement!“ ist nährend und bringt uns in eine engere gegenseitige Bindung. Ehrlich gemeinte Komplimente sind wie eine wohlig warme Mahlzeit. Sie tun einfach gut!
Es lohnt sich also außerordentlich, an unserem ganz persönlichen Wie zu feilen – an unserer Stimme, unserem Sprechen, an uns ganz persönlich. Und die gute Nachricht ist: Es macht sogar Spaß und bringt uns und andere in eine wohlschwingende Resonanz und Lebendigkeit, in der es leichter gelingt, das Was ohne Interpretationsfehler zu übermitteln und andere von mir und meinen Themen zu überzeugen.
Lassen Sie es also resonanzreich, stärkend und lebendig in ihre Welt hineinschallen – das Wie macht den Unterschied!
Kerstin Frey
Kommunikations- und Stimmtrainerin.
Expertin für gelingende Kommunikation, Selbstsicherheit, Aufritt und Stimme sowie für kreative Methoden.
Mit Leichtigkeit, Tiefe und Humor in Bewegung kommen!
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